Heimatbund Gemeinde Finnentrop
Besichtigung der historischen Brennerei und der evangelischen Kirche in Kierspe-
Rönsahl am 30. Mai 2015
Fotos: Eckard Sieg, 2015
Vor der Besichtigung des Brauereimuseums und der Heimatstube wurde ein Gruppenfoto auf der
Eingangstreppe des um 1870 erbauten spätklassizistischen Gebäudes gemacht.
Historische Brennerei Rönsahl
von Doris Kennemann
Einen
Ausflug
ins
„Dorf
der
Millionäre“
unternahmen
kürzlich
23
Mitglieder
und
Gäste
des
Heimatbundes
Gemeinde
Finnentrop.
Gemeint
ist
die
Ortschaft
Rönsahl
bei
Kierspe
im
Märkischen
Kreis.
Doch
vermutlich
zum
Bedauern
der
dortigen
Einwohner
beschränkt
sich
der
Reichtum
heute
im
Wesentlichen
darauf,
im
Jahr
2014
bereits
zum
fünften
Mal
als
„Golddorf“
aus
dem
Kreiswettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft“ hervorgegangen zu sein.
Den
ehemals
enormen
Wohlstand
verdankte
Rönsahl
seiner
günstigen
Lage
an
der
südwestfälischen
Eisen-
straße
und
dem
dadurch
florierenden
Handel.
Die
wichtigsten
Einnahmequellen
waren
Schwarzpulver-
mühlen
und
Schnapsbrennereien,
worüber
sich
heute
Besucher
in
einem
kleinen
Museum
in
der
Historischen
Brennerei
Rönsahl
informieren
können.
Diese
sehenswerte
Einrichtung,
die
als
technisches
Denkmal
seit
1986
unter
Denkmalschutz
steht,
war
auch
Ziel
der
heimatkundlich
interessierten
Gäste
aus
Finnentrop.
Von
dem
ehemaligen
Ortsbürgermeister
Horst
Becker
und
Helmut
Bremecker
wurden
sie
sehr
sachkundig
und
humorvoll
in
die
Ortsgeschichte
und
die
Geheimnisse
der
Schwarzpulver-
und
Schnapsproduktion eingeführt.
Die
Geschichte
der
Schwarzpulvermühlen
in
Rönsahl
ist
erstmals
nachweislich
in
der
Zeit
des
Dreißigjährigen
Krieges
im
Jahr
1626
dokumentiert.
Hergestellt
wurde
das
Pulver
für
die
benötigten
Kanonen,
aber
auch
für
die
Jagd
und
besonders
die
Steinbruchindustrie.
Insgesamt
28
Pulvermühlen
existierten
in
der
Ortschaft.
Doch
aufgrund
der
immer
drohenden
Explosionsgefahr
durften
nie
mehr
als
zwei
Mann
in
einer
Mühle
arbeiten,
um
das
Risiko
eines
Verlustes an Menschen gering zu halten.
Die
Anzahl
der
Schnapsbrennereien
war
ebenfalls
groß.
In
17
von
23
Häusern
wurde
landwirtschaftliche
Brennerei
betrieben,
die
vor
allem
bei
den
Fuhrleuten
auf
der
südwestfälischen
Eisenstraße
Abnehmer
fand.
Der
Landwirt
Wilhelm
Haase
gilt
als
der
Begründer
der
bekannten
Rönsahler
Brennerei.
Im
Jahr
1870/71
erbaute
er
das
Brennereigebäude
im
damals
üblichen
spätklassizistischen
Stil,
als
zweigeschossiges
Giebelhaus
aus
Bruch-
und
Backstein
mit
einem
schieferbedeckten
Satteldach.
Bis
1957
blieb
das
Gebäude
im
Familienbesitz,
ehe
es
von
der
Brennerei
Krugmann
aus
Meinerzhagen
zusammen
mit
der
dazugehörigen
Landwirtschaft
und
den
Brennrechten
aufgekauft
wurde.
Die
jährliche
Produktion
von
Weinbrand,
Korn-
und
Wacholder-
schnaps
belief
sich
auf
170.000
Liter.
Nachdem
die
Firma
im
Jahr
2002
den
Betrieb
aufgegeben
hatte,
stand
das
Gebäude
einige
Jahr
leer
und
der
zunehmende
Verfall
drohte.
Im
Jahr
2007
nutzte
Horst
Becker
ein
Kaufangebot,
um
das
Gebäude
als
zukünftiges
Dorfgemeinschaftshaus
und
Veranstaltungs-
zentrum
zu
erwerben.
Damit
zukünftig
garantiert
kein
Schnaps
heimlich
gebrannt
werden
konnte,
hatte
der
Zoll
die
Einrichtung
strengstens
geprüft
und
mit
insgesamt
870
Plomben
versehen.
Kostspielige
Investitionen,
z.B.
82.000
Euro
für
die
Deckung
des
Daches
mit
altdeutschen
Schindeln
und
60.000
Euro
für
den
Wiederaufbau
des
Schornsteins,
wurden
von
einem
neu
gegründeten
Förderverein
zum
großen
Teil
durch
Eigenleistung,
aber
auch
durch
Mittel
aus
der
NRW-Stiftung
und
Erträgen
aus
einer
Rubbellos-Lotterie
finanziert.
Entstanden
ist
ein
echtes
Schmuckstück,
das
seit
2011
auch
die
Rönsahler
Brauerei
beherbergt.
Deren
Einrichtung
und
Geräte
sind
ebenfalls
historisch
und
dienen
der
Produktion
des
obergärigen,
naturtrüben
Rönsahler
Landbieres,
das
die
Finnentroper
Gäste
beim
Mittagessen
in
der
gemütlichen
Braustube
natürlich
gekostet
haben.
Den
Abschluss
des
Ausfluges
bildete
ein
Besuch
der
evangelische
Kirche
St.
Servatius
aus
dem
Jahr
1768,
deren
Geschichte
und
Ausstattung
Ellen
Becker
bei
einer
Führung
erläuterte.
Eine
besondere
Sehenswürdigkeit
ist
die
direkt
über
dem
Altar
befindliche
Kanzelorgel,
aber
auch
ein
Aufstieg
in
die
Turmstube
mit
darin
ausgestellten
alten
Einrichtungsgegenständen
und
zu
den
Glocken
ist äußerst lohnenswert.
Vortrag: Horst Becker
Vortrag: Helmut Bremecker
Vortrag: Ellen Becker
Orgel-Kanzel-Altar
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