Heimatbund Gemeinde Finnentrop
 
 
 
 
 
 
 
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  Die Unterwelt des Frettertales
  Höhlenforscher berichten über ihre Arbeit und ihre Entdeckungen
  Von Doris Kennemann
 
 
 
 
  Auf
  riesiges
  Interesse
  bei
  den
  Bewohnern
  des
  Frettertales
  und
  weit
  darüber
  hinaus
  stieß
  am
  11. 
  Oktober
  2019
  der
  Vortrag
  über
  die
  bekannten
  und
  eher
  unbekannten
  Höhlen
  in
  ihrer
  Region
  und
  die 
  dortigen
  archäologischen
  Funde.
  Auf
  Einladung
  des
  Heimatbundes
  Gemeinde
  Finnentrop
  gewährte 
  Alexander
  Platte,
  Vorsitzender
  der
  Speläogruppe
  Iserlohn-Letmathe,
  den
  zahlreichen
  Besuchern
  in 
  Serkenrode
  einen
  spannenden
  Einblick
  in
  seine
  Tätigkeit
  als
  Höhlenforscher.
  Den
  Kontakt
  hatte 
  Daniel Brandes, ehemaliger Gemeindearchivar und selbst Mitglied der Speläogruppe, hergestellt. 
  Zunächst
  erfolgte
  eine
  geographische
  Einordnung
  der
  Bigge-Fretter-Kalksenke.
  Dabei
  handelt
  es
  sich 
  um
  die
  nordwestlichere
  der
  Attendorn-Elsper-Doppelmulde.
  Sie
  zieht
  sich
  flussaufwärts
  der
  Bigge 
  vom
  Nordrand
  des
  Biggesees
  über
  Attendorn
  bis
  zur
  Mündung
  in
  die
  Lenne
  bei
  Finnentrop,
  von
  dort 
  über
  Bamenohl
  und
  Weringhausen
  weiter
  nordostwärts
  zum
  Tal
  des
  Fretterbaches,
  entlang
  dessen 
  dann über Fretter bis unmittelbar vor Serkenrode.
   
  Neben
  der
  bekanntesten
  und
  größten
  Höhle
  im
  Kalksteinbruch
  bei
  Fretter,
  die
  nach
  der
  Auffüllung 
  mit
  Schlamm
  und
  Abfällen
  aus
  dem
  Steinbruch
  seit
  1968
  nicht
  mehr
  begehbar
  ist,
  liegt
  auch
  die 
  Deutmecker
  Höhle
  in
  diesem
  Gebiet.
  Die
  unter
  Denkmalschutz
  stehende
  Höhle
  ist
  besonders
  für
  die 
  fossilen
  Tierfunde
  und
  Artefakte
  aus
  der
  Eisenzeit
  bekannt.
  Diese
  und
  weitere
  Höhlenzugänge
  wur
  -
  den durch Sprengarbeiten für die Bahnstrecke Anfang des 20. Jhdts. sichtbar. 
  Alexander
  Platte
  berichtete
  jedoch
  auch
  von
  weite
  -
  ren
  Möglichkeiten
  zum
  Auffinden
  einer
  Höhle. 
  Anzeichen
  dafür
  sind
  besonders
  Bachschwinden, 
  wie
  z.B.
  in
  der
  Senke
  zwischen
  Schönholthausen
  und 
  Ostentrop,
  sowie
  Dolinenbildung.
  Die
  spektakuläre 
  Austrockung
  des
  Fretterbaches
  im
  Sommer
  2016
  er
  -
  möglichte
  den
  Höhlenforschern
  eine
  Begehung
  des 
  Bachbettes
  und
  die
  Suche
  nach
  weiteren 
  Höhleneingängen.
  Als
  beste
  Zeit
  dazu
  eignet
  sich
  je
  -
  doch
  der
  Winter,
  da
  bei
  Frost
  die
  aus
  den 
  Hohlräumen
  im
  Boden
  aufsteigende
  warme
  Luft
  zu 
  Raureifbildung
  führt.
  Bei
  aktiven
  Höhlensystemen 
  entstehen
  durch
  den
  Luftzug
  zudem
  knöpfchenar
  -
  tige
  Kalkablagerungen.
  In
  seinem
  reich
  bebilderten 
  Vortrag
  stellte
  Platte
  verschiedene
  weitere
  Höhlen 
  und
  ihre
  Erschließung
  vor:
  das
  Eulenloch
  bei
  Müllen, 
  eine
  kleine,
  etwa
  13
  Meter
  lange
  Höhle,
  die
  neuent
  -
  deckte
  Schraubergrotte
  bei
  Frettermühle,
  die
  inzwi
  -
  schen
  auf
  39
  m
  befahrbar
  ist,
  und
  die
  Serkenroder 
  Schachthöhle mit besonders schönen Fossilien. 
  Als
  besonderes
  Highlight
  erwies
  sich
  die
  erst
  vor 
  etwa
  drei
  Jahren
  entdeckte
  Wasserhöhle
  bei 
  Frettermühle,
  die
  nur
  durch
  den
  Einsatz
  von 
  Höhlentauchern
  bisher
  auf
  einer
  Länge
  von
  160 
  Metern
  erschlossen
  wurde.
  Hier
  befinden
  sich
  wun
  -
  derbare
  Stalagmiten
  und
  Stalagtiten
  sowie
  Sinterfahnen,
  wie
  sie
  aus
  der
  Atta-Höhle
  bekannt
  sind. 
  Angesichts
  dieser
  Jahrtausende
  alten
  Naturschönheiten
  ist
  es,
  wie
  Platte
  auch
  zeigte,
  unbegreiflich, 
  dass
  bereits
  vorsätzliche
  Beschädigungen
  der 
  Sinterablagerungen stattgefunden haben. 
  Im
  Anschluss
  an
  die
  geologischen
  Ausführungen 
  erläuterte
  Daniel
  Brandes
  die
  archäologischen 
  Fundstücke
  aus
  der
  Deutmecker
  Höhle.
  Unter
  den 
  fossilen
  Tierfunden
  befinden
  sich
  Überreste
  von 
  Mammuts,
  Höhlenbären
  und
  Wollnashörnern. 
  Menschliche
  Artefakte
  stammen
  erst
  aus
  der 
  Eisenzeit.
  Besonders
  erwähnenswert
  ist
  eine 
  Bernsteinperle
  von
  der
  Ostsee,
  die
  an
  einer 
  Halskette
  oder
  an
  einer
  Fibel
  (Spange)
  als
  Schmuck 
  gedient
  haben
  könnte.
  Ein
  Armring
  aus
  Glas
  ver
  -
  weist
  auf
  frühe
  Handelsbeziehungen
  beispiels
  -
  weise
  zum
  Niederrhein.
  Die
  aufgefundenen 
  Keramikscherben
  stammen
  von
  Siedlungsgruppen 
  aus
  der
  Zeit
  um
  550
  v.
  Chr.
  Da
  in
  der
  Höhle
  Reste 
  von
  Festmählern
  und
  menschliche
  Schädel
  und 
  Hände
  gefunden
  wurden,
  lässt
  sich,
  wie
  Brandes
  resümierte,
  eventuell
  auf
  eine
  kultische
  Nutzung
  der 
  Höhle als Bestattungsort schließen.
 
 
 
  Fotos: Doris Kennemann
 
 
  Mitglieder und Gäste des Heimatbundes  verfolgten Interessiert den Ausführungen der Höhlenforscher
  im vollen Saal des Landgasthofes Schmitt-Degenhardt in Serkenrode 
 
 
 
 
 
  Die Höhlenforscher Platte und Brandes
  vor einem Bild der Wasserhöhle 
 
 
 
 
 
  Daniel Brandes erläutert fossile 
  Knochenfunde aus den Höhlen